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6.0Michael Kohlhaas
- Land:
- Germany, France 2013, 122 min, ab 12
- Genres:
- Drama, History
- Regie:
- Arnaud des Pallières
- Drehbuch:
- Christelle Berthevas, Arnaud des Pallières
- Darsteller:
- Mads Mikkelsen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot, David Kross, Bruno Ganz, Denis Lavant, Roxane Duran, Paul Bartel, David Bennent, Swann Arlaud
- Wertungen:
- 6.1 6.0
Inhalt
16. Jahrhundert im südlichen Frankreich, in der Region von Angoulême - Michael Kohlhaas (Mads Mickelsen), ein angesehener Pferdezüchter und Händler, wird bei seinem üblichen Weg zum Markt von den Männern des Barons (Swann Arlaud) aufgehalten, der von ihm Wegezoll verlangt. Kohlhaas reagiert mit Unverständnis, überlässt dem Baron aber zwei Rappen ... weiter auf ofdb.de
Kritik
Zwischen Überwältigung und Rechtsfragen. ... weiter auf critic.de
Trailer bei YouTube und bei critic.de
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Majkel_Kroyst
Eine durchaus akzeptable, aber nicht gerade umwerfende Umsetzung des Kleist-Stoffs.
Die theaterhafte Gesteltztheit und die Ambition großen Kinos überspannen die Ausdrucksmöglichkeiten des Films m.E.
[Spoiler]Man kann sich darüber streiten, ob die Hauptfigur mit Mads Mikkelsen wirklich gut besetzt ist. Sein minimalistisches Spiel empfinde ich teilweise strapazierend. Irgendwie schaue ich ständig gespannt auf das männlich-schöne Gesicht des dänischen Groß-Mimen und erwarte, dass 'gleich!' etwas geschieht. ... Und warte. ....
Hinter Mikkelsens, wie aus Granit heraus geschlagenem Gesicht verbirgt sich offenbar eine aus dunkelster Tiefe kommende Spannung, die auf ihren Ausbruch wartet. Konsequenterweise findet sie nur indirekt ihren Ausdruck, da so große innere Gewalt durch direkte Darstellung nur diskreditiert werden könnte. Nichtsdestotrotz verfängt Mikkelsens charismatische Wucht, besonders in der letzten Szene, wie ich finde. Wenn Kohlhaas schließlich die Gerechtigkeit für seine Taten empfängt, taucht in Mikkelsens Gesicht eine verzweifelte Emotionalität auf, die vermutlich die vorausgegegangene schmiedeeiserne Mimik brauchte, um nun überhaupt wahrnehmbar zu sein. Wenn ich es einmal blumig formulieren darf: Das gewaltige Innenleben der Figur scheint unter dem Eis des Gesichts auf und lässt es beinahe schmelzen. Es ist der Moment, in dem die gesamte Tragik des Films in einem Ausdruck zusammen fällt. Ob soviel schauspielerischer Extremismus der Darstellung der Figur gut tut, stelle ich aber in Frage.
Genervt hat mich Bruno Ganz mit seiner typischen präsenilen Großschauspieler-Attitüde. Er spielt eigentlich so, wie man ihn aus verschiedenen - wenn auch nicht allen - Filmen kennt: leicht altersgebeugt milde, aber im Bewusstsein iffland-ringischem Großschauspielertum. Eben nervig.
Letztlich bleibt der Film für meinen Geschmack zu spröde, was z.T. vielleicht daran liegt, dass vieles im Film eher angedeutet oder aus der Distanz gezeigt wird. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, aber hier scheint mir das Stilmittel überdehnt.
Mit der Kameraführung war ich ebenso wenig zufrieden wie mit der Wahl des Drehortes. Es mag der mangelnden Geschultheit meines Auges hinsichtlich der Perspektiv- und Auschnittswahl geschuldet sein, dass öfters das Gefühl hatte, dass der Kameramann nicht so recht wusste, was er beim Drehen tat. Man kann das Aufbrechen von Sehgewohnheiten natürlich als Stilmittel nutzen, trotzdem bleibt mir der Eindruck zurück, dass 'die Kamera' nicht gerade preisverdächtig ist. Das hinterlässt einen gewissen (amateurhaften-)realistischen Eindruck, der zudem mit dem Arrangement des schauspielerischen Personals harmoniert. Dies mag alles gewollt sein, zumal es sich in das Bild eines Films einpasst, der ästhetisch offensichtlich Richtung Theaterverfilmung schielt. Die Älteren unter uns werden sich vielleicht an die alten BBC-Verfilmungen shakespeare'scher Werke erinnern, in denen ein TV-Studio und ein paar große Stoffbahnen genügen mussten - den restlichen Königshof durfte man imaginieren. Ich durfte mich während meiner Schulzeit häufiger an solchen Kleinoden britischer Fernsehfilmkunst delektieren. Die frugale Ästhetik der BBC hat mich dabei meist so stark beeindruckt, dass ich der eigentlichen Handlung kaum folgen konnte. Erstaunlich, wie sehr einen 'nichts' ablenken kann.
Zur Wahl des Drehorts möchte ich mich zusätzlich ausbreiten. Denn bei der Auslegung des Stoffes ist es natürlich erlaubt, den Ort des Geschehens 'von den Ufern der Havel' in ein schroffes, karstiges französisches Gebirge zu verlegen, allerdings habe ich den Eindruck, dass es dem Film nicht gut tut. Ständig fällt die karge, trostlose Landschaft in ihrer Gewaltigkeit über die Handlung her und zudem musste ich beim Anschauen ständig an schottische Clankämpfe denken, mit welchen ich ähnliche Landschaften verbinde. Kurzum: die Landschaft ist zu dramatisch für die Handlung, meine ich. Der Konflikt zwischen konkurrienden Ideen von Gerechtigkeit, der in Kohlhaas' Kampf seinen Ausdruck findet, hätte sich m.E. vor unspektakulären mitteldeutschen Provinzlandschaften nicht schlechter inszenieren lassen.
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